14. Bremer Krebskongress 2015

Eröffnungsvortrag
Prof. Dr. Heribert Niederschlag

Kann man das Sterben lernen?

Vortrag am 10. November 2015 in Bremen

Der Vortrag will zur Kunst des Sterbens ermutigen, wie sie im Umkreis der Hospizbewegung zurzeit in vielen Ländern wieder erstrebt wird. Die „Kunst des Sterbens“ bezieht sich einmal auf das Erlernen unseres eigenen Sterbens, zum andern auf unser Geschick, andere im Sterben zu begleiten und sie auf ihren Tod vorzubereiten. „Memento mori!“ „Denk daran, dass du sterben wirst!“, so mahnt uns das Mittelalter. Mit dieser Mahnung will es uns das Leben nicht vergällen. Im Gegenteil: Der Gedanke an den Tod will uns dazu führen, die begrenzte Lebenszeit sinnvoll zu nutzen und bewusster zu leben. Viele pflegen die Kunst, sterben zu lernen, um intensiver leben zu können, um sich einzuüben in Gelassenheit und Vertrauen. In vielen Kulturen und Religionen wird das Leben als Übergang, als Unterwegssein zu einem Ziel gedeutet, das unzerstörbares Leben verheißt. Vor diesem Ziel ist die Strecke des Sterbens zu durchstehen. Dag Hammarskjöld schreibt in sein Tagebuch: „Das Schwerste: recht zu sterben. - Ein Examen, dem keiner entgeht - wie viele bestehen es? Und du selbst, bete um Kraft für diese Prüfung - aber auch um einen milden Richter“.

Prof. Dr. Heribert Niederschlag war lange Jahre Professor für Moraltheologie an der Theologischen Fakultät in Vallendar. Er leitet das Ethik-Institut, das sich besonders mit den medizin- und pflegeethischen Themen beschäftigt und mit den ethischen Fragen, die sich an den Grenzen unseres Lebens stellen. Er ist Mitglied des Ethikrates im Bistum Trier und gehört zum Leitungsteam der „interdisziplinären Gesellschaft für Palliativmedizin - Rheinland-Pfalz“.

Eintritt frei